Hämoglobin (Hb-Wert) (2025)

Hämoglobin (Abkürzung im Laborbefund „Hb“) ist das eisenhaltige Eiweißmolekül, das sich in den Erythrozyten – auch rote Blutkörperchen genannt – befindet. Neben dem Sauerstoff- und Kohlendioxidtransport im Blutkreislauf ist das im Hämoglobin enthaltene Eisen zudem für die rote Farbe des Blutes verantwortlich.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Hämoglobin?
  2. Aufbau und Funktion
  3. Hämoglobintypen
  4. Wann wird Hämoglobin gemessen?
  5. Wie wird Hämoglobin gemessen?
  6. Hb-Wert Normbereich
  7. Hämoglobin im Stuhl: Werte
  8. Hämoglobin im Urin: Werte
  9. Hämoglobin zu niedrig
  10. Hämoglobin zu hoch
  11. Was tun bei Abweichungen?
  12. Häufige Fragen

Was ist Hämoglobin?

Die wichtigste Funktion des Hämoglobins besteht darin, Sauerstoff in den Lungen aufzunehmen und den Transport von Sauerstoff in die peripheren Körpergewebe zu gewährleisten, wo es im Austausch für Kohlendioxid (CO2) dann entladen wird. Im Anschluss daran transportiert Hämoglobin das Kohlendioxid aus den Geweben zu den Lungen – Kohlendioxid wird freigesetzt und kann abgeatmet werden. Der rote Blutfarbstoff wird in den Vorläuferzellen der Erythrozyten (Proerythroblasten, Erythroblasten) gebildet und dessen Abbau findet überwiegend in der Milz statt.

Hb-Wert im Blut – Aufbau und Funktion

Hämoglobin, das über ein Molekulargewicht von 64.400 Dalton verfügt, ist ein tetramerer Proteinkomplex und besteht aus vier Globinketten, die alle jeweils eine eisenhaltige Porphyrinverbindung, das sogenannte Häm-Molekül, gebunden haben. In die Häm-Verbindung eingebettet (in der Mitte des Porphyrinringsystems) liegt ein Eisenatom, das eine hohe Affinität zu Sauerstoff aufweist, dieses bindet und für den Transport von Sauerstoff und Kohlendioxid im Blut eine entscheidende Rolle spielt.

Hämoglobin (Hb-Wert) (1)

Insgesamt können von einem Hämoglobin-Komplex vier Sauerstoffmoleküle getragen werden. Sofern das Hämoglobin komplett mit Sauerstoff beladen ist, spricht man von Oxyhämglobulin. Im desoxygenierten Zustand, das heißt wenn alle Sauerstoffmoleküle an die Zellen im peripheren Körpergewebe abgegeben worden sind und Hämoglobin entladen ist, wird es als Desoxyhämoglobin bezeichnet.

Das Hämoglobin trägt zudem zur Aufrechterhaltung der Form der roten Blutkörperchen bei: im physiologischen Zustand weisen rote Blutkörperchen eine rundliche Form mit einem schmalen Zentrum auf, ähnlich der Form eines Donuts ohne Loch in der Mitte. Eine abnorme Hämoglobinstruktur hat eine gestörte Form der roten Blutkörperchen zufolge, wodurch auch die Funktion und der Fluss durch die Blutgefäße gestört werden.

Hämoglobintypen

Die Hämoglobintypen unterscheiden sich in Abhängigkeit der Zusammensetzung ihrer Globinketten. Die strukturell verschiedenen Globinketten werden mit den folgenden griechischen Buchstaben bezeichnet:

  • α (alpha)
  • β (beta)
  • γ (gamma)
  • δ (delta)
  • ε (epsilon)
  • ζ (zeta).

Hämoglobin A (HbA1), das den Hauptanteil des menschlichen Hämoglobins bildet, besteht aus zwei alpha- und zwei beta-Ketten (α2β2).

Fetales Hämoglobin

Das fetale Hämoglobin, Hämoglobin F (HbF), ist insbesondere als vorherrschende Hämoglobinart beim Embryo, Fötus und Neugeborenen nachweisbar. Hämoglobin F besteht aus zwei alpha-Ketten und zwei Gamma-Ketten (α2γ2) und weist im Vergleich zum adulten Hämoglobin (HbA) eine höhere Sauerstoffaffinität auf, damit eine erhöhte Sauerstoffaufnahme in der Plazenta gewährleistet werden kann. Nach der Geburt erfolgt die verstärkte Synthese adulter Hämoglobine, HbA1 und HbA2, sodass HbF später nur noch in Spuren nachgewiesen werden kann.

HbA1c

Wichtiger diagnostischer Langzeitparameter beim Diabetes mellitus ist das sogenannte Glykohämoglobin (HbA1c) oder glykiertes Hämoglobin, das zur Bestimmung des Langzeitzuckers bzw. des Zuckergedächtnisses der letzten 120 Tage (Lebensdauer der Erythrozyten) dient. Der Laborbefund sollte einmal pro Quartal erhoben werden. Weitere Informationen dazu können Sie dem folgenden Beitrag entnehmen: HbA1c – Langzeitzuckerwert.

Wann wird Hämoglobin im Blut gemessen?

Die Messung der Hämoglobinkonzentration ist Teil einer routinemäßig durchgeführten Blutbildkontrolle aus einer Blutprobe und erfolgt durch den Einsatz moderner Blutbildanalysegeräte.

Insbesondere bei Verdacht auf eine Blutarmut (Anämie) anhand klinischer Symptome oder einer Erhöhung der roten Blutkörperchen wird unter anderem der Hb-Laborbefund erhoben. Dies kann auf eine schlechte Sauerstoffversorgung des Körpers zurückzuführen sein und durch Rauchen, chronische Erkrankungen an der Lunge, Herzerkrankungen sowie starker Flüssigkeitsmangel bedingt sein.Als eine weitere Ursache für die Erhöhung der roten Blutkörperchen ist auch die Polycythaemia vera, eine seltene Erkrankung der blutbildenen Zellen im Knochenmark, möglich.

Bei bestimmten Fragestellungen ist häufig zusätzlich die Bestimmung von Hämoglobin im Stuhl oder Urin indiziert. Blut am und im Stuhl kann als ein alarmierendes Zeichen für Darmkrebs betrachtet werden, weshalb eine unverzügliche Abklärung vorgenommen oder veranlasst werden sollte. Blut im Harn kann auf eine Harnwegs- oder Nierenerkrankung sowie eine Tumorerkrankung (z.B. Blasenkrebs) hinweisen und sollte bei Verdacht ebenfalls beim Arzt abgeklärt werden.

Allerdings sind Blutbeimengungen nicht immer sichtbar. Patientinnen und Patienten sollten sich daher nicht nur auf die Beobachtung von sichtbarem Blut fixieren, sondern auch der Nachweis einer okkulten Blutung – eine Blutung, die mit bloßem Auge nicht sichtbar ist und nur durch bestimmte Testverfahren sichtbar gemacht werden kann – in Betracht ziehen.

Wie wird Hämoglobin im Blut gemessen?

Zur Hämoglobinbestimmung aus einer Blutprobe existieren verschiedene Methoden, wobei jedoch ausschließlich die fotometische Messung mittels Cyanhämiglobinmethode empfohlen wird. Hierbei können alle im Blut vorkommenden Hämoglobine erfasst und quantitativ in einen stabilen Hämiglobincyanidkomplex umgewandelt werden.

Das Procedere: Nachdem die roten Blutkörperchen maschinell aufgebrochen worden sind und das Hämoglobin frei vorliegt, wird dieses einer cyanidhaltigen Chemikalie ausgesetzt – ein Hämiglobincyanidkomplex entsteht. Die Menge kann bestimmt werden, indem gemessen wird, wie viel Licht, (speziell bei einer Wellenlänge von 540 Nanometern), absorbiert wird.

Hb-Wert Normalwerte

Der Hb-Wert wird in der Regel in Gramm pro Deziliter (d/dL) angegeben. Der Normbereich ist abhängig vom Alter und mit Beginn der Adoleszenz auch abhängig vom Geschlecht. In diesem Zusammenhang ergeben sich folgende Normbereiche für den Hämoglobin-Wert:

  • Neugeborene: 17 bis 22 g/dL
  • Neugeborene im Alter von einer (1) Woche: 15 bis 20 g/dL
  • Neugeborene im Alter von einem (1) Monat: 11 bis 15 g/dL
  • Kinder: 11 bis 13 g/dL
  • Erwachsene Männer: 14 bis 18 g/dL
  • Erwachsene Frauen: 12 bis 16 g/dL
  • Männer nach dem mittleren Alter: 12,4 bis 14,9 g/dL
  • Frauen nach dem mittleren Alter: 11,7 bis 13,8 g/dL

Hämoglobin (Hb-Wert) (2)

Hämoglobin zu niedrig

Eine erniedrigte Anzahl der Erythrozyten, die auch als Anämie bezeichnet wird, spiegelt sich ebenfalls in der Anzahl des Hämoglobinspiegels wider. In diesem Fall liegt ebenfalls ein niedriger Hämoglobinwert vor. Die Gründe für eine Anämie können vielfältig sein. Die häufigste Ursache ist eine Eisenmangelanämie. Mehr dazu können Sie folgendem Beitrag Hämoglobin – zu niedrig entnehmen.

Hämoglobin zu hoch

Ein erhöhter Hb-Wert deutet auf eine erhöhte Anzahl der roten Blutkörperchen hin, im medizinischen Fachjargon auch Polyglobulie genannt. Als Ursachen hierfür können beispielsweise ein erniedrigter Flüssigkeitshaushalt (Dehydration), aber auch bestimmte Tumoren oder Störungen im Knochenmark genannt werden. Mehr dazu können Sie folgendem Beitrag Hämoglobin – zu hoch entnehmen.

Hämoglobin-Wert – Was tun bei Abweichungen?

Geringes Abweichen vom Hb-Normwert ist in der Regel meist zu ignorieren und als harmlos zu betrachten. Weicht der Hämoglobinwert allerdings stark vom Normwert ab und der Wert ist zu niedrig oder zu hoch, bedarf es einer weiteren Abklärung. In diesem Fall ist die Bestimmung weiterer Laborparameter erforderlich. Ist die Verringerung des Hämoglobins durch einen Mangelzustand bedingt, kann die Substitution von Eisen, Folsäure oder VitaminB12-Präparaten ausreichend sein während bei einem stark erniedrigten Hämoglobin-Wert eine Bluttransfusion eingeleitet werden muss. Ein erhöhter Hb-Wert bei gleichzeitig bestätigtem Nachweis einer Polyglobulie wird mit Aderlässen therapiert.

Häufige Fragen

  • Der Hb-Wert kann durch viele verschiede Faktoren beeinflusst werden. Ein erniedrigter Hämoglobinwert entsteht in Folge von Eisenmangel. Eine hohe Hämoglobinzahl hingegen kann das Ergebnis eines ungesunden Lebensstils oder die Einnahme leistungssteigernder Medikamente sein. Weitere Einflussfaktoren sind eine Schwangerschaft, viel Bewegung, Leben in großen Höhen oder bestimmte Erkrankungen, wie z.B. an der Lunge sein.

  • Bevor ein niedriger Hb-Wert therapiert werden kann, muss zunächst die Ursache hierfür eruiert werden. Eine Eisenmangelanämie wird behandelt, indem die Menge an Eisen erhöht wird. Dies erfolgt entweder mit oral eingenommenen Eisenpräparaten oder indem mehr eisenreiche Lebensmittel auf dem Speiseplan stehen. Bei einem plötzlichen und starken Hb-Abfall ist unter Umständen die Gabe von Blutkonserven nötig.

  • Ein hoher Hb-Wert kann darauf zurückzuführen sein, dass der Körper aufgrund einer Erkrankung an Herz oder Lunge oder infolge eines ungesunden Lebensstils, mehr Hämoglobin in den roten Blutkörperchen speichern muss. Die Produktion roter Blutkörperchen steigt in der Folge, um niedrige Blutsauerstoffwerte auszugleichen. Eine zu hohe Anzahl an Hämoglobin lässt sich durch Aderlässe und regelmäßige Hb-Kontrollen therapieren.

  • Eine lebensbedrohliche Situation besteht, wenn der Hb-Wert bei unter 6,5 g/dl liegt, was im Hinblick auf eine Anämie auf den Grad 4 zutrifft (Grad 4: lebensbedrohliche Anämie). Auch ein zu hoher Hb-Wert birgt Risiken und kann die Gefahr für Gefäßverschlüssen erhöhen, da das Blut verdickt. Sowohl bei zu niedrigem als auch zu hohem Hb-Wert sind geeignete Therapien anzuwenden.

Quellen

1. Gadner, H., Gaedicke, G., Niemeyer, C., Ritter, J.: Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Springer Verlag, 2006
2. Herrmann, F. H., Herrmann, M. C.: Das Hämoglobin des Menschen, Springer Fachmedien Wiesbaden, 1980
3. Gressner, A. M., Arndt, T.: Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik, Springer Medizin Verlag, 2. Auflage, 2013
4. Kaess, H., Kuntzen, O., Liersch, M.: Gastroenterologische Labordiagnostik, Springer Medizin Verlag, 1985
5. Hemoglobin: Normal, High, Low Levels and Causes, www.medicinenet.com (Abrufdatum: 15.12.2020)

Hämoglobin (Hb-Wert) (2025)
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